Karnak Tempel

Karnak (Amun-Bezirk)

Eine breite Widderphinxallee führt von der einstigen Anlegestelle der Kultbarken bis zum ersten Pylon des Amun-Tempels. Dieses riesige Tempelareal wurde von einem 2,1 km langen Mauerwall umgeben. Aus mächtigen Sandsteinblöcken wurde der Pylon gefertigt, der 43,50 m hoch und eine Gesamtbreite von 113 m besitzt, doch dessen Bau unvollendet blieb.

Der Pylon öffnet sich auf einen weiträumigen Hof, dessen Fläche sich auf 103 x 84 m beläuft. Dieser Pylon stammt aus der 22. oder 23. Dynastie. Vor den seitlichen Mauern steht eine Reihe Papyrussäulen und davor liegenden Widderspinxen. In der nördlichen Hofecke steht der kleine Tempel Sethos II., der zum abstellen der tragbaren Götterbarken diente. Einst stand in der Mitte des Hofes der große Kiosk des Taharka (25. Dyn.).

Widderphinxallee

Säulensaal

Von rechts schiebt sich der Tempel von Ramses II. oder dem III in den Hof, der wahrscheinlich ebenfalls Kultbarken aufnehmen sollte. Der zweite Pylon wurde von Haremhab errichtet, wahrscheinlich aus Bauteilen seiner Vorgänger Echnaton und Tutanchamun. Der ursprünglich etwa 40 m hohe Torbau fiel wahrscheinlich einem Erdbeben zum Opfer. Das nächste Tor mit 30 m Höhe wurde von 2 Kolossalstatuen Ramses II. flankiert. Durch dieses Tor betritt man dann den großartigen Säulensaal, eine 102 x 53 m große ehemals bedeckte Halle, deren 134 Säulen einst das Dach trugen. Die zwölf Mittelsäulen mit 21 m Höhe sind aus 1,10 m hohen Steintrommeln zusammengesetzt. Der Säulenwald in den beiden Seitenschiffen ist jeweils 13 m hoch. Sämtliche Säulen sind mit Reliefbändern geschmückt.

Der dritte Pylon von Amenophis III. wurde aus älteren Bauteilen gefertigt. Über einen Mittelhof, der einst von vier 23 m hohen Obelisken beherrscht wurde, erreicht man den stark zerstörten vierten Pylon von Thutmosis III. Anschließend folgt ein kleinerer Säulensaal, mit 14 Säulen bis zu 16 m Höhe. In der Mitte sticht der Obelisk der Hatschepsut mit 29,5 m Höhe empor. Die Granitnadel mit 320 Tonnen Gewicht, gilt mit ihren Inschriften und der einst mit Elektrum verkleideten Spitze, als der schönste Obelisk überhaupt.

Obelisk der Hatschepsut

Der fünfte und sechste Pylon werden jeweils Thutmosis I. und III. zugeschrieben.

Das Sanktuar der heiligen Barken wurde Phillipos Arrhidaios dem Halbbruder von Alexander dem Großen zugeordnet. Dieses wurde an der Stelle errichtet, an der vorher die sogenannte Rote Kapelle der Hatschepsut und ein Bauwerk von Thutmosis III. gestanden hatten. Hinter der Umfassungsmauer des alten Amun-Tempels ließ Thutmosis III. eine Festhalle mit den Maßen 44 x 17 m errichten. Das Dach in der Mitte wurde von 20 hohen Säulen und an den Seiten von 32 niedrigeren Säulen getragen. Wenn man sich in Richtung Osttor bewegt, trifft man unweigerlich auf den Sockel des 37,7 m hohen Obelisken den Kaiser Konstantius II in Rom im Circus Maximus aufstellen ließ und der seit 1587 auf dem Johannesplatz vor dem Lateran steht.

Die Prozessionsstraße zum Mut-Tempel durchquerte den siebten, achten, neunten und zehnten Pylon und fand seine Fortsetzung auf der östlichen Widderspinxenallee.

Der siebte Pylon wurde von Thutmosis III. erbaut. Im ersten Hof an der Westwand findet man den Text des ersten Friedensvertrags der Welt in schriftlicher Form zwischen Ramses II. und dem Hethiterkönig Hattusili III aus dem Jahre 1285 v. Chr.

Der heilige See in Rechteckform hat die Maße 200 x 117 m und wurde in den vergangenen Jahrzehnten wieder restauriert und mit Wasser aufgefüllt.

Direkt am Nordtor des Tempelbezirks steht der Ptah-Tempel, das Heiligtum für den Schöpfergott, den Gemahl der Göttin Sachmet. Das heute leider fast zerstörte Bauwerk wurde von Thutmosis III. errichtet. Das Allerheiligste ist in drei Kapellen unterteilt, in der mittleren steht noch eine sitzende Kultstaue des Ptah (Leider ohne Kopf), in der rechten Kapelle steht eine große Statue seiner löwenköpfigen Gattin Sachmet. In der Westecke des Amun-Bezirks steht dann der Tempel des Mondgottes Chons, des Sohnes von Amun und Mut. Ramses III. ließ in unmittelbarer Nähe ein weiteres Heiligtum für diesen Gott errichten, das aber erst unter Ramses IV., Ramses VII., Herihor und dem Priesterkönig Pinnodjem vollendet wurde. Dieser Bau ist ein typisches Beispiel für die Tempelbaukunst im Neuen Reich. Hinter dem herrlichen Ptolemäischen Tor des Euergetes, verläuft die westliche Sphinxalle. Diese erreicht dort den Bezirk des Reichstempels und endet vor dem Pylon des Chons-Tempels. Dieser Pylon ist 17,98 m hoch und 32 m breit. Der dahinterliegende Hof ist von einer doppelten Säulenreihe eingefasst. In der Mitte des Hofes führt eine kleine Rampe zu einem Säulensaal hinter dem ein rechteckiger Raum mit dem Barkensanktuar mit schönen Basreliefs liegt. Die östliche Sphinxallee endet vor einer Ziegelmauer, die den 10 ha großen Bezirk der Mut, der geierköpfigen Gemahlin des Amun umschließt.

Der Tempel des Göttin Mut ist der zweitgrößte Tempelbau in Theben. Dieser wurde von Amenhophis III. erbaut und von Ramses II. restauriert, leider ist er heute schon stark zerfallen. Sehr eindrucksvoll dagegen sind die vielen Statuen der löwenköpfigen Göttin Sachmet, der Todesbotin. Die besterhaltenen Stück dieser Statuen sind über die ganze Welt verstreut, allein der Louvre in Paris besitzt 10 dieser Statuen. In einem engen Bogen wurde dieser Tempel von einem See umschlossen.

Zwei weitere Tempel befanden sich noch im Bezirk des Heiligtums. Ein Tempel wurde erbaut von Amemophis III. und der andere Tempel von Ramses III.

Der dritte und kleinste Tempelbezirk in Karnak war dem falkenköpfigen Gott Month geweiht. Bevor Amun im Neuen Reich erster Reichsgott wurde, hatte Month diesen Status inne. Erst nach dem Untergang des Amun-Kultes in der Spätzeit, kam Month wieder zu ansehen. Amenophis III. ließ den Tempel während seiner Regierungszeit errichten. Nach weiteren späteren Ausdehnungen hatte er am Ende eine Grundfläche von 52,5 x 26,3 m.

weiter

Text von Gabriele Schwarz

Baur Versand