Hatschepsuttempel
Deir el-Bahari
Das Westgebirge der thebanischen Nekropole weicht in seinem mittleren Abschnitt halbkreisförmig
zurück und gibt dabei einen Talkessel frei, dessen Hänge nach
einem hier einstmals existierenden Kloster als Deir el-Bahari (Nordkloster)
bezeichnet werden.
Als erster Pharao ließ sich hier Mentuhotep-Nebhepetre, der als
der Wiedervereiniger Ägyptens nach dem Chaos der 1. Zwischenzeit
gilt, hier seinen Totentempel erbauen. Unmittelbar neben den Tempel des
Mentuhotep baute Königin Hatschepsut ihren Totentempel. Der Totentempel
sollte dem des Mentuhotep gleichen, aber noch viel schöner und größer
werden. Der Bau der vorgesehenen Pyramide wie bei Mentuhotep wurde dann
doch nicht ausgeführt. Geweiht war dieser Tempel vor allem dem Reichsgott
Amun, wobei aber noch Neben-kapellen für die Verehrung von Hathor,
Anubis, Re-Harachte, Pharao Thutmosis I. und seiner zweiten Gemahlin Astes
und vor allem der Königin selbst vorhanden waren. Hatschepsuts Baumeister
waren Senenmut und Dedja. Beide hatten bereits den Amun-Tempel in Karnak
ausgestaltet und erbaut.
Der Bau erhebt sich von der Ebene aus in drei Terrassen die durch Rampen verbunden und durch diese in
eine nördliche und eine südliche Hälfte geteilt sind. Die Absätze
dieses Stufenbaus wurden aus dem Abhang des Gebirges herausgearbeitet und die
Außen- und Hinterwände durch Quadermauern aus feinstem Kalkstein
gestützt.
Über eine Spinxallee führte der Prozessionsweg, vorbei an 2 blühenden Perseabäumen
zur unteren Terasse. Auf der linken und rechten Seite befanden sich zwei T-förmige
Papyrusteiche. Über eine Rampe erreichte die Prozession dann die mittlere
Terrasse, deren Front zwei Säulenhallen bilden. An der Rückwand der
beiden Hallen befindet sich das berühmte Relief vom Transport eines Obelisken
per Schiff und die Darstellung des Vogelfangs. Ebenso wie die untere Terrasse
endet auch die mittlere in zwei Hallen. Auf der rechten Seite befindet sich
die Geburtshalle der Königin, wo in Wandreliefs und Inschriften Zeugung
und Geburt von Hatschepsut dargestellt sind. Nördlich an die Geburtshalle,
schließt sich die Kapelle des Anubis, des großen Totengottes an,
die aus drei Kammern mit gewölbter Decke besteht. Anstelle viereckiger
Pfeiler, wird das Dach der abschließenden Säulenhalle von 15 sechzehnkantigen,
leicht kannelierten Säulen getragen und ist leider unvollendet geblieben.
Die Punthalle zur linken zeigt in lebendig wirkenden Reliefs die Handelsexpedition
zum Lande Punt (heute in Somalia vermutet). Südlich dieser Halle liegt
die Hathor-Kapelle, die über eine eigene Rampe zu erreichen ist. Von den
beiden Hallen, die in Trümmer gesunken sind, führen zwei Stufen in
der zweiten Halle zu der in den Fels gehauenen Hathor-Kapelle hinein, die aus
drei je um eine Stufe erhöhten Räumen hintereinander besteht; jede
mit mehreren Nischen. Der erste Raum besitzt zwei sechzehnkantige Säulen,
die eine blaue Sternendecke tragen. Der zweite Raum enthält Wandreliefs
von außergewöhnlicher Schönheit, die, die Königin bei Kulthandlungen
zu Ehren der Göttin Hathor zeigen.Zwischen der Punt- und der Geburtshalle
führt eine zweite Rampe zur oberen Terrasse hinauf, deren Hallen leider
ziemlich zerstört sind und die derzeit wegen Restaurationsarbeiten gesperrt
sind. Auf der linken Seite befinden sich die Opferhallen für Hatschepsut
und Thutmosis I., während sich auf der rechten Seite das Sonnenheiligtum
mit Vorhalle, Altarhof und Kapelle anschließt. An dieser Stelle begrüßten
die Priester mit den ersten Strahlen der aufgehenden Sonne das Wiedererscheinen
des Sonnengottes Re.
Tief im Felsen eingeschnitten liegt dann das Allerheiligste, das Sanktuarium des Amun. Hier befinden sich Reliefs, die Königin Hatschepsut inmitten im Kreis ihrer Familie darstellen. Zur Ptolemäerzeit diente die hintere Kammer als Kultraum für Imhotep und Amenhotep. Imhotep war Architekt unter Pharao Djoser und Amenhotep, Sohn des Hapu war Archtitekt des Pharao Amenophis III., des Vaters von Echnaton. Beide wurden von den Ägyptern lange nach ihrem Tod zu Göttern der Heilkunst erhoben und sehr verehrt. Der Tempel der Hatschepsut wurde unter den Ptolemäern in ein ägyptisches Asklepieion umgewandelt. An der Nordostecke des mittleren Hofes befindet sich der Eingang zum Grab der Königin Nofru (11. Dyn.) zu dessen Besichtigung man unbedingt eine sehr gute Taschenlampe mitführen sollte.
Nekropole von El-Asasif
Wendet man sich von Deir el-Bahari nach Osten, so kommt man in die El-Asasif genannte Talsenke. Hier befindet sich eine große Nekropole deren Gräber zum größten Teil im Anfang der saitischen Zeit (25. + 26. Dyn.) angelegt sind.
Text von Gabriele Schwarz